3G-Failover Diese Backup-Lösung soll eine automatische temporäre Überbrückung für gestörte primäre WAN-Leitungen (z. B. DSL oder Kabel) darstellen. Da 3G bzw. 4G-Komponenten mittlerweile fast in allen mobilen Endgeräten Einzug gewonnen haben, sind die Kosten für die Beschaffung entsprechender Hardware mittlerweile überschaubar (zumindest im SoHo-Bereich). Das 3G-Netz bzw. 4G-Netz ist mittlerweile von den ernstzunehmenden Providern (T-Mobile bzw. vodafone) fast überall annehmbar ausgebaut (mit einer Außenantenne kann man eigentlich überall 3G-Signale empfangen). Da die Provider derzeit mit dem Ausbau des VDSL/NGN-Netzes beschäftigt sind und gleichzeitig Personal sparen wollen, dauern die Entstörungen der Leitungen immer länger. Für temporäre Ausfälle (ein paar Tage) kann man auf eine 3G-Leitung umschwenken. Für langfristige Einsätze ist es aber nicht zu empfehlen (starke Schwankungen der Netzauslastung, Volumenbeschränkung und vor allem ein niedriger Upload).
I. d. R. kauft man einen Router der über eine 3G-Backup / 3G-Failover-Lösung verfügt und definiert die primäre Leitung und die sekundäre Leitung. Dann gibt man die Failover-Prüfmethode an (z. B. host-alive-ping, Gateway-ping) und den Failback-Zeitraum (also wann der Router wieder auf die primäre Leitung zurückspringen soll). Danach sollte alles automatisch passieren. Ein großes Problem das mir bei den Recherchen aufgefallen ist, ist das man teilweise remote (also z. B. vom PC aus nicht direkt erkennen kann ob man nun über die primäre Leitung verbunden ist oder über die Backup-Leitung. Häufig fehlen den Routern entsprechende Benachrichtigungsfunktionen (z. B. bei Netgear oder TP-Link).
Das in diesem Artikel näher beschriebene Gerät verfügt über solche Funktionen ist aber leider in Deutschland nicht im regulären Vertrieb verfügbar (außerdem teilte der Hersteller mir mit, das es keine Annex-B-Produkte [DSL-Modulation] mehr gibt).
Alternativ gibt es Router von der Firma Draytek (z. B. Vigor2860-Serie [LTE-Fallback möglich], Vigor2850-Serie, Vigor2830-Serie; alle Angaben sind Aussagen des Supports) die alle meine u. a. Bedingungen erfüllen, zudem ist der Support einfach spitze, im Vergleich zu allen angefragten Herstellern hat der Support von Draytek [zudem ein gleichbleibender Gesprächspartner] mehrfach am gleichen Tag - und zwar mit entsprechender Fach- und Produktkenntnis - geantwortet [sehr selten].
Mittelfristig werde ich mir zu Testzwecken ein Produkt der Firma Draytek anschaffen, derzeit bin ich aber mit meinem Billion-Router zufrieden.
Billion BiPAC 7402X
Nach den etwas enttäuschenden Resultaten mit dem TP-Link TL-W8970 habe ich nun endlich einen verhältnismäßig günstigen Router gefunden der folgende Bedingungen erfüllt:
EWAN-Port für externes Modem
USB-Port für USB-UMTS-Modem
3G-Failover-Modus
definierbare Einwahlparameter für USB-Modem (vorallem APN)
Definierbare Prüfrichtlinien für Failover-Mode (Zeitintervalle, Host-Alive-Ping)
SNMP-Agent
Benachrichtigung bei Failover (via SNMP-Trap oder Mail)
hohe Zuverlässigkeit für Failover Failback
Pseudo-DMZ bzw. NAT-Portforwarding
Was ich damit erreich will/wollte:
Erhöhung der Verfügbarkeit des Webservers, Exchange-Servers (Active-Sync)
kostengünstige Lösung
Mir ist klar, dass man bei normalen 3G-Tarifen nicht den perfekten (temporären) Ersatz für eine feste Leitung hat - ABER - eine weitere Leitung evtl. bei einem anderen Provider parallel zu buchen wäre a) teuer und b) bei gleicher Leitungsanbindung (KVZ->HVT) wahrscheinlich die Störung bei beiden gleich (so zumindest bei den bisherigen Fällen von Ausfällen). Also wollte ich eine physikalisch anders gelöste Variante des Failover-Internetzugangs über 3G. Große Probleme bereiten da vorallem die Lösungen der 3G-Provider (fast alle arbeiten über private IPs hinter einer öffentlichen IP des NAT-Routers, wodurch ein direkter Kontakt nahezu unmöglich ist). Nur über Rahmenvetrags-APNs kann man i. d. R. nutzungsrechtlich sauber einen 3G-Host direkt erreichen.
Nun aber zur Hardware.
Der Billion BiPAC 7402X (Annex A) ist im deutschen Handel so gut wie nicht verfügbar (ich habe meinen aus GB geordert). Mitgeliefert wurde daher ein britischer Netzstecker. Nach einem kurzen Blick auf die Polung und die Spannungswerte stellte sich heraus, dass man die Netzstecker von AVM auch verwenden kann (12V 1,2A). Auch die Tatsache das, dass Gerät nur in Annex A verfügbar ist (es gab wohl auch mal eine Annex B / U2-Serie) macht das Gerät nicht gerade zum Haushaltsstandard. Durch die EWAN-Funktion kann man aber problemlos ein externes ADSL-Modem mit Annex B-Konfiguration anschließen. In meinem Fall verwende ich das von unitymedia mitgelieferte Kabelmodem über den EWAN-Port. Das Gerät hat leider nur 4x 100Mbit Anschlüsse und in dieser Variante kein WLAN (wollte ich auch nicht). Mich stören die 100Mbit-Anschlüsse nicht, da nur die Server der DMZ an dem Router angeschlossen sind (und meine Internet-Leitung nicht bis 100Mbit kommt).
Am USB-Port schließe ich mein Huawei E160 (Medion S4011) an und konfiguriere den Dual WAN-Mode via WebGUI des Billion 7402X. Hier kann man die Prüfintervalle für Line-Dead festlegen und den Host angeben den man zum pingen verwenden möchte (default: erstes Gateway des primären WAN). Auch das Failback Prüfintervall lässt sich hier konfigurieren. In den 3G-Einstellungen lassen sich auch Volumengrenzen festsetzen und bei Überschreitung eine Warnmeldung via Mail konfgurieren.
Im Menü 3G-Status lassen sich alle wichtigen Daten (Signalqualität, Status, Verbindungszeiten, etc.) ablesen. Zur Bestimmung der Signalqualität bei der Ausrichtung der Antenne empfiehlt es sich eher Bandbreitentests (z.B. speedcheck unitymedia) oder das Tool MWConn zu verwenden (die Signalqualitätsbalken im Router werden nur unregelmäßig aktualisiert). Ich habe an dem Huawei E160 eine witterungsbeständige Yagi-Antenne (~ 40 EUR) angeschlossen über den CRC-9-Anschluss und die Antenne mittels einer kleinen Bohrung nach außen verlegt. Nach ein paar speedchecks und vertikaler sowie horizontalen Aufstellungen hatte ich dann die für mich beste Qualität erreicht (zuvor hatte ich eine Stabantenne (~18 EUR) vor dem Fenster aufgestellt -> leider nur minimale Verbesserung)
Im Systemmenü unter "Mail Alert" lassen sich dann ganz einfach noch die Failover bzw. Failback-Alert-Nachrichten konfigurieren (SMTP-Mailserver mit Authentifizerung werden unterstützt) damit man als Admin über den Ausfall der primären Leitung informiert ist.
Ich habe dann die primäre Leitung erst in längeren Zeitabständen ausfallen lassen (EWAN-Stecker abgesteckt) und dann in kurzen Zeitabständen. Insgesamt etwa 20 Mal. Nach etwa 15 Sek. hat der Router in den Failover-Mode gewechselt und nach Anstecken des unitymedia-Modems an den EWAN-Anschluss schaltete der Router nach spätestens 30 Sek. auf die primäre WAN-Leitung um. Den DDNS-Client vom Router verwende ich nicht (hab ich noch nie gemacht), der dyn-Client auf dem Server hat dann nach etwa 10 Minuten die IP synchronisiert. Heute würde ich auch nicht dyn als Client verwenden (nicht wegen der Kosten, sondern wegen des schäbigen Clients [diesen kann man nicht unprivilegiert arbeiten lassen]). Alternativ kann ich selfhost.de empfehlen (mittels dem GNU-lizenzierten WGET-Tool kann man einfach eine GET-Abfrage zum Synchronisieren der IP durchführen [als Task hinterlegen], der Basis-Dienst selfhost free ist bis jetzt kostenlos und der Support ist immer sehr freundlich und vorallem schnell, hier dürfen übrigens auch kommerzielle Unternehmen den free-Service nutzen).
Auch wenn der Router etwas teuerer ist als der TP-Link und etwas weniger Funktionen hat, als 3G-Failover-Lösung mit Alert-Management und SNMP ist er einfach super.
Über den Autor
Thomas Windscheif arbeitet bei excITe Consulting und ist langjähriger Berater im Bereich IT-Infrastruktur und Groupware. Sowohl Kleinunternehmen z. B. im Handwerk als auch der größere fertigende Mittelstand gehören zu seinem Projektumfeld. Im Wesentlichen gehören die Planung von Infrastruktur-Migrationen, Cloud-Lösungen (Microsoft 365), Groupware-Umgebungen (z. B. Exchange) und deren Umsetzung zu seinen Aufgaben. Insbesondere im Umfeld hybrider Identitätsumgebungen mit Entra Connect und den Möglichkeiten zur Härtung der IT-Landschaft konnte er in vielen Projekten Erfahrungen sammeln. Neues begeistert ihn aber ebenso und so unterstützt Thomas Windscheif auch bei themenfremden IT-Systemen, überall da wo er helfen kann.
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- Spontaner Administrationsverlust unter Exchange Online - Und wie man es behebt! -
Zweimal in diesem Jahr hatte ich bei Kunden das Phänonem, dass spontan bestimmte Administrationsrechte unter Exchange Online fehlten, trotz der Rollenmitgliedschaft "Globaler Administrator" bzw. "Exchange Administrator".
Aus ungeklärten Gründen waren verschiedene RBAC-Rechte unter Exchange Online für "Organization Management" spontan verschwunden.
Im folgenden Artikel löse ich das Problem mit Skripten und erläutere das Vorgehen